Die SKOS bringt sich ein
Nach den Krisen der letzten Jahre bestand 2023 wieder Spielraum für grundsätzliche Überlegungen und neue Ansätze zur Lösung der Herausforderungen im Bereich der Sozialhilfe. Denn es gehört zu den Aufgaben der SKOS, immer wieder kritisch und vorausschauend zu überprüfen, ob die Grundlagen der Sozialhilfe den künftigen Anforderungen genügen. Fachkräftemangel zum Beispiel war im letzten Jahr ein oft gehörtes Schlagwort, und ich fürchte, es wird uns auch in Zukunft noch oft in den Ohren klingen. Auch hier versucht die SKOS, Lösungen und Konzepte zu erarbeiten, um den Personalproblemen konstruktiv und präventiv zu begegnen.
Wir haben also nach wie vor keinen Grund zur Selbstzufriedenheit, auch wenn dank jener, die sich jeden Tag für Menschen einsetzen, die Unterstützung brauchen, das System Sozialhilfe gut funktioniert und die Zahl der von der Sozialhilfe unterstützten Personen im Moment rückläufig ist. Gerade diese positive Entwicklung der Zahlen zeigt auf der anderen Seite deutlich, dass es Menschen in der Sozialhilfe gibt, die auch dann kaum Chancen haben, eine Stelle zu finden, wenn der Arbeitsmarkt brummt. Deshalb engagiert sich die SKOS mit der Weiterbildungsoffensive (WBO) seit Jahren intensiv für die (Aus-)Bildung von Sozialhilfebeziehenden.
Die Suche nach Partner:innen in Politik, Forschung und Gesellschaft
Am Beispiel der Weiterbildungsoffensive zeigt sich ein weiterer starker Pfeiler der Arbeit der SKOS: die Suche nach Partnern in Politik, Forschung und Gesellschaft. Dank der Zusammenarbeit mit dem SVEB ist die WBO fundiert und fachlich gut abgestützt. «Richtungswechsel», «Caseload Converter» und «Durchblick» sind drei Projekte in Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen Bern, Zürich und Nordwestschweiz. Die SKOS ist auch als Gesprächspartnerin von Bund, Kantonen und Gemeinden anerkannt und wird in zahlreiche Gremien zur Mitarbeit eingeladen. Dank unserer Mitgliederstruktur verfügen wir über konkrete Kenntnisse der Praxis in der ganzen Schweiz. Unsere Stellungnahmen zu Fragen der Sozialhilfe werden deshalb nicht nur gehört, sondern auch nachgefragt. Diese Positionierung der SKOS ist unseren Mitgliedern, dem Vorstand und der Geschäftsleitung sowie den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle zu verdanken. Die gute und breite Akzeptanz ist für uns aber nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck.
Jahresberichte können dazu verleiten, zu sehr in die Vergangenheit zu blicken. Es ist wichtig, Rechenschaft abzulegen - ich möchte aber auch auf wichtige zukünftige Aufgaben hinweisen. Unsere Tagung in Biel wird sich dem Thema «Kinder in der Sozialhilfe» widmen. Dieser Aspekt verdient eine Vertiefung, aus der sich vielleicht Ideen und Anregungen für die Weiterentwicklung ergeben. Auch an anderen Schwerpunkten wollen wir weiterarbeiten: Die Rückzahlungspflicht von Sozialhilfeleistungen nach Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, die Behandlung von Konkubinatsverhältnissen in der Sozialhilfe und weitere Themen werden uns auch in Zukunft intensiv beschäftigen.
Ich bin zuversichtlich, dass die SKOS - auch dank der Mitarbeit unserer Mitglieder - auch in Zukunft eine Organisation sein wird, die dazu beiträgt, den Auftrag aus der Präambel der Bundesverfassung «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen» und aus Artikel 12, der das Recht auf Hilfe in Notlagen garantiert, umzusetzen.
Es ist sehr erfreulich, dass wir nach dem Rücktritt unserer ehemaligen Vizepräsidentin Elisabeth Baume-Schneider ein starkes Co-Vizepräsidium aufbauen konnten: Mit Claudia Hänzi, Vorsteherin des Sozialamts der Stadt Bern, und Mirjam Ballmer, Gemeinderätin der Stadt Freiburg, wird die SKOS-Spitze wesentlich verstärkt.
Das System funktioniert
Das Sozialhilfesystem in der Schweiz funktioniert also. Die Aussage ist zwar lapidar. Und doch ist mir als Präsident der SKOS bewusst, dass ich diese Aussage nur machen kann, weil es viele gibt, die sich jeden Tag für Menschen einsetzen, welche Unterstützung brauchen. Und auch das Zusammenspiel von Politik mit Verantwortung für die Gesetze sowie den Vollzug mit der Verwaltung mit Verantwortung für die Anwendung und Betreuung der Klientinnen und Klienten hat sich bewährt. Allen, die dazu beigetragen haben, dass wir unsere Aufgaben auch im Berichtsjahr gut bewältigen konnten, danke ich für ihr Engagement; es macht Freude, sich mit dieser Unterstützung für die Sozialhilfe einzusetzen!
Christoph Eymann, Präsident der SKOS