Turbulente Zeiten
Schon die Pandemie konfrontierte die Mitarbeitenden der Sozialdienste im Land aber auch die politischen Verantwortlichen in Bund, Kantonen und Gemeinden und nicht zuletzt die SKOS mit unvorhergesehenem Neuem. Sehr rasch erfolgten Reaktionen auf strategischer und operativer Ebene – eine Stärke unseres Landes, die ihren Ursprung im Pflichtbewusstsein von Menschen in verschiedenen Funktionen hat. Die SKOS hat ausgehend von den Bedürfnissen ihrer Mitglieder reagiert, Szenarien zum Mengengerüst entworfen und laufend Dienstleistungen und Meinungsäusserungen zu neuen Fragestellungen geliefert.
Auch wenn diese Aktivitäten nicht ausschliesslich im Berichtsjahr geleistet worden sind, sondern zum Teil früher, ist es für mich erwähnenswert. Alle Verantwortlichen mit Kontakt zu unseren Klientinnen und Klienten waren enorm gefordert. Das gilt auch für die politisch Zuständigen, die sich unter anderem auch mit der Frage der Budgetierung der zu erwartenden Ausgaben befassen mussten. Zusammenfassend muss man sagen: Es herrschte Hochbetrieb.
Fast bei jeder Arbeit stellen sich nach Zeiten starker Beanspruchung auch wieder eher ruhigere Phasen ein. Nicht so im Bereich der Sozialhilfe. Der Ukrainekrieg stellt alle, die sich um Geflüchtete kümmern vor grosse Herausforderungen. Gleich wie bei der Pandemie gibt es auch für die Folgen dieses schrecklichen Ereignisses kein «Handbuch für die Sozialhilfe». Erneut brauchte es rasche Entscheide der Politik und ebenso rasche Reaktionen unserer Mitglieder. Unsere Geschäftsstelle hat in Zusammenarbeit mit den Fachkommissionen Antworten auf die drängenden Fragen verfasst und die Mitglieder bedient. Dabei war auch der Kontakt zur Politik wichtig. Asylsozialhilfe gehörte bisher nicht zum engeren Aufgabenbereich der SKOS, mit Blick auf die Situation mussten wir uns aber auch mit dieser Thematik befassen.
Aus meiner bescheidenen Erfahrung als Präsident der SKOS weiss ich, dass es Zeiten gibt, in denen die SKOS defensiv agieren muss. Das ist dann der Fall, wenn die Politik am Sozialhilfesystem herumwerkeln will. Prominente Beispiele sind die Volksabstimmung im Kanton Bern und die neue Gesetzgebung im Kanton Basel-Landschaft. In solchen Situationen kann ich als Präsident nicht schweigen und muss das Risiko eingehen, wegen Übergriffigkeit gegenüber der Politik kritisiert zu werden.
Es gibt aber auch Zeiten, in denen die Existenz und das Wirken der SKOS nicht negativ kommentiert werden. Das ist schon viel, denn Lob darf man für eine Arbeit nicht erwarten, die selbstverständlich ist und am Ende des Tages nichts weiter ist als die Erfüllung einer wichtigen Bestimmung der Bundesverfassung. Solche Zeiten gilt es zu nutzen. Unsere Weiterbildungsoffensive muss auch in Zukunft dazu führen, Menschen auf dem Weg in den Ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen. Erfreulich, dass sich der Schweizerische Arbeitgeberverband zum Ziel bekennt, zur Lösung der viel beklagten Mangelsituationen an Arbeits- und Fachkräften auch Menschen, die Sozialhilfe beziehen, zu berücksichtigen. In diesem Bereich ist das Potential noch nicht ausgeschöpft.
Die Anforderungen haben sich im Berichtsjahr rasch verändert. Geblieben sind die Leistungsfähigkeit unserer Mitglieder und insbesondere der Damen und Herren, die in direktem Kontakt mit unseren Klientinnen und Klienten stehen. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung. Sie schaffen es, sich immer wieder auf die individuelle Situation des Gegenübers einzustellen, selbst wenn die Ausganglage nicht selten auch für die zu unterstützende Person herausfordernd sind.
Danken möchte ich den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle; dort wird ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die Qualität der Produkte der SKOS ist auch deshalb hoch, weil in der Geschäftsleitung, im Vorstand und in den Fachkommissionen hohe Kompetenz vorhanden ist; vielen Dank auch dafür! Es macht nach wie vor Freude, die SKOS präsidieren zu dürfen.
Christoph Eymann, Präsident der SKOS